(Tages Anzeiger) Das Buch „Die andere Stadt“ von Hans Widmer und Maria Rehli behandelt alternative Lebensweisen und -ansätze des Lebens in der Stadt wie z.B. Selbstverwaltung, Care-Arbeit, demokratisches Internet, Verkehr, u.a.m. Ein wichtiges Thema im Buch ist auch das Thema der ökologischen Grenzen in der Stadt, das von Gabor Doka, einem Spezialisten für Ökobilanzierung, verfasst wurde. Er geht dabei der Frage nach, welches das für Stadtbewohner zulässige Ökobudget ist, und welche Faktoren dieses beeinflussen.
Städte wie Zürich haben sich das Ziel einer 2000 Watt Gesellschaft gesetzt. In der 2000-Watt-Theorie unterscheidet man drei Wege, um ans Ziel zu gelangen.
- Eine bescheidene Lebensweise (Suffizienz).
- Eine wirksame Nutzung der Energie (Effizienz).
- Die Umstellung auf erneuerbare Energiequellen (Konsistenz).
Die Fortschritte, die z.B. Zürich in den letzten zehn Jahren machte, gelangen vor allem dank Effizienz und Konsistenz. Geräte brauchen weniger Strom als früher, Gebäude sind besser isliert. Damit wird weniger Energie verbraucht. Diese Fortschritte waren alle ohne grossen Verhaltensänderungen möglich.
Schlechter sieht es bei den Treibhausgasen aus. Deren Ausstoss hat sich in den letzten zehn Jahren kaum verringert. Rund 40 Prozent des CO2-Ausstosses gehen auf Kosten des Fliegens und des Autoverkehrs, wobei die Anteile der beiden ähnlich gross sind. Im gesamten Kanton Zürich hat der Flugverkehr zwischen 2010 und 2015 um 58 Prozent zugenommen. Um den CO2-Ausstoss zu verringern, braucht es eine markante Anpassung des Lebensstils. Für das Buch «Die andere Stadt» zeigt Doka im einem Kapitel auf, wie Menschen leben müssten, um dieses Ziel zu erreichen. «Ausgegangen bin ich davon, dass es zehn Milliarden Menschen auf der Erde hat. Auch gewisse technische Neuerungen und Ökoeffizienzen habe ich berücksichtigt.», so Doka.
Der Konsum aller Menschen müsste sich auf Folgendes beschränken: 20 Quadratmeter Wohnraum, kein Auto, keine Flüge, sechs Kilometer Regionalzug pro Tag, 1000 internationale Zug- und 1000 Schiffskilometer pro Jahr, 15 Kilo Fleisch und rund 20 Liter Milch im Jahr, 70 Liter Wasser pro Tag, drei Stunden Internet pro Woche. Man könnte das Ökobudget allerdings auch anders auf die verschiedenen Kategorien verteilen, je nachdem wie der Lebensstil ist. Was jedoch bleibt: Autofahren und Flugverkehr müssten markant eingeschränkt werden.